Diese Entwicklung hat das Interesse von Investoren, Analysten und Energieexperten geweckt, da sich die Dynamik auf globaler Ebene verändert. Hier sind einige Schlüsselfaktoren, die die aktuelle Marktlage von Uran prägen:
Wachsende Nachfrage nach Kernenergie
In den letzten Jahren hat die weltweite Nachfrage nach sauberer Energie zugenommen, wobei viele Länder Kernkraft als eine effiziente und emissionsarme Option betrachten. Dieser Trend hat zu einer steigenden Nachfrage nach Uran als Brennstoff für Kernreaktoren geführt. WNA: Nachfrage nach Uran wird bis 2030 voraussichtlich um 28% steigen | Nuklearforum Schweiz
Knappe Versorgungslage
Die Uranproduktion hat Schwierigkeiten, mit der steigenden Nachfrage Schritt zu halten. Dies liegt teilweise an langwierigen Entwicklungszeiten neuer Minen und dem Mangel an Investitionen in den Sektor in den vergangenen Jahren. Diese Knappheit treibt die Preise nach oben. Starker Preisanstieg beim Atombrennstoff Uran | Börsen-Zeitung (boersen-zeitung.de)
Internationale politische Entwicklungen
Politische Ereignisse und geopolitische Spannungen beeinflussen den Uranmarkt. Veränderungen in der Haltung von Ländern zur Kernenergie, Handelsabkommen und geopolitische Unsicherheiten können Auswirkungen auf die Verfügbarkeit und den Preis von Uran haben. Finanzmärkte: Welche Konflikte Anleger besonders im Blick behalten sollten (handelsblatt.com)
Deutschlands Nachbarn bauen Kernenergie weiter aus und setzen auf fortschrittliche Reaktortypen
Die Entwicklung neuer, fortschrittlicher Reaktortechnologien, die effizienter und sicherer sind, trägt zur steigenden Nachfrage nach Uran bei. Diese Projekte könnten die langfristige Perspektive für den Uranmarkt weiter stärken. Im tschechischen Temelin etwa, östlich von Regensburg, sollen etwa Nuklearparks mit sogenannten “Small Modular Reactors” (“SMR”) entstehen. Diese Technologie geht auf Entwicklungen der 1950er-Jahre zurück. Der Ansatz war, Atomkraft als Antriebstechnologie für Militär-U-Boote nutzbar zu machen. Weltweit existieren heute unterschiedlichste Konzepte und Entwicklungen. Auch EU-Nachbar Polen steigt gegenwärtig in die Atomkraft ein. Noch werden mehr als 70 Prozent des Energiebedarfs mit Kohle gedeckt. Nun möchte Wahrschau neue AKWs in Betrieb nehmen, einerseits um die Klimaziele zu erfüllen, andererseits um sich von Russland unabhängig zu machen. Im Zuge des Ukrainekriegs sind Energielieferungen ein Druckmittel des Kremls. Frankreich ist mit 56 Kraftwerken Europas “Atomland” Nummer eins, weitere Länder dürften folgen.
Investoreninteresse und Finanzierung
Das gestiegene Interesse von Investoren am Energiesektor, insbesondere an erneuerbaren Energien und Kernkraft, hat dazu geführt, dass vermehrt Kapital in Uranunternehmen fließt. Dies hat positive Auswirkungen auf die Finanzierung von Explorations- und Produktionsprojekten.
Der Uranpreis
Der Rohstoff “Uran” verzeichnete im Jahr 2023 erhebliche Preissteigerungen, während Gold und die meisten anderen Rohstoffe ein eher durchwachsenes Jahr erlebten, verteuerte sich Uran um fast 90 Prozent, und die Tendenz scheint weiterhin steigend zu sein.
Uran-Hausse - Steigerung der Atomkraftkapazitäten
Der Preis für Uran erreichte 2023 Werte, die zuletzt 2007 verzeichnet wurden. In den vergangenen Jahren hatte der Preis des Schwermetalls für die Stromproduktion in Atomkraftwerken geschwankt. Doch nun erlebt die Atomkraft eine Renaissance. Bei der “COP28-Klimakonferenz” in Dubai verpflichteten sich 20 Länder, ihre Kernenergiekapazitäten bis 2050 zu verdreifachen. Dies würde den Anteil der Kernkraft am globalen Strombedarf von derzeit zehn Prozent auf fast ein Drittel innerhalb von 25 Jahren erhöhen.
Die hauptsächlich europäischen und nordamerikanischen Unterzeichnerländer betonten, dass das Netto-Nullemissionsziel ohne den Bau weiterer Kernkraftwerke nicht erreicht werden könne. Die Internationale Energieagentur (“IEA”) unterstreicht in einem 2022 veröffentlichten Bericht ebenfalls die Notwendigkeit, die Kapazitäten von Atomkraftwerken zu verdoppeln, um die Klimaziele für 2050 zu erreichen.
Die Nachfrage nach Uran steigt aufgrund der Bemühungen zur Bewältigung der Klimakrise weiter. Allerdings kann das Angebot mit der steigenden Nachfrage nicht mithalten, wie das Londoner Beratungsunternehmen “Ocean Wall” berichtet: Die Uran-Nachfrage lag 2023 bei 180 Millionen Pfund, während das Angebot nur bei 135 Millionen Pfund lag. Rohstoffpreise 2023: Diese Rohstoffe stiegen stärker als Gold (handelsblatt.com)
Christian Schärer, Manager des auf Aktien ausgerichteten “Uranium Resources Fund” beim Verwalter Incrementum, prognostiziert eine Nachfrage von 190 Millionen Pfund und eine Minenproduktion von 145 Millionen Pfund für dieses Jahr (2024). Er geht davon aus, dass sich die Erholung des Uranpreises fortsetzen wird.
John Ciampaglia, CEO von Sprott Asset Management, das über einen Treuhandfonds in physisches Uran investiert, nennt als Grund für die anhaltende Unterdeckung des Marktes einen Mangel an Investitionen in den Sektor nach der Fukushima-Katastrophe. Zudem haben neue Uranprojekte eine lange Vorlaufzeit.
Obwohl die größten Uranvorkommen in Australien, Kasachstan und Kanada liegen, sind Europa und die USA weiterhin auf Uranimporte aus Russland angewiesen. Die USA planen deshalb ein Gesetzesverbot für russische Uranimporte ab 2028. Allerdings gibt es brancheninterne Befürchtungen, dass der Kreml die Uran-Ausfuhr präventiv stoppen könnte, berichtet Bloomberg. Auch geopolitische Risiken dürften den Uranpreis im Jahr 2024 weiter beeinflussen.
„Wir gehen davon aus, dass der Markt weiterhin angespannt sein wird“, so Berenberg-Analyst Richard Hatch. Obwohl neue Uranangebote auf den Markt kommen werden, handelt es sich dabei um vertraglich vereinbarte Lieferungen. Zudem ist der Spotmarkt für kurzfristige Lieferungen knapp, was mehrere Fonds im vergangenen Jahr dazu veranlasste, Positionen aufzubauen. „Daher sind wir der Meinung, dass die Preise im Jahr 2024 in die Höhe schnellen können“, so der Experte. Rohstoffpreise 2023: Diese Rohstoffe stiegen stärker als Gold (handelsblatt.com)
Das sind die Top-Player
Die beiden Top-Player “Cameco” und “Kazatomprom” haben in letzter Zeit ausgesprochen gut performt, sind aber auf dem aktuellen vergleichsweise hohen Kaufniveau natürlich nicht mehr zu einem Schnäppchenpreis zu haben: Vom 02.01.23 bis 02.01.24 steigerte sich der Kurs der Cameco-Aktie um etwa 80%.
Die “Cameco Corporation” ist ein führendes Unternehmen in der Uranbranche und spielt eine wichtige Rolle in der globalen Bereitstellung von Uran für die Kernenergieindustrie. Das Unternehmen ist stark in der Uranproduktion engagiert und betreibt mehrere Uranbergwerke, darunter die “McArthur River Mine” in Kanada, eine der weltweit größten hochgradigen Uranminen. Das Unternehmen fördert und verarbeitet Uranerz und spielt eine entscheidende Rolle in der Lieferkette für den nuklearen Brennstoff.
“Kazatomprom” ist ein staatliches Unternehmen in Kasachstan und weltweit der größte Produzent von Uran. Die Gesellschaft wurde im Jahr 1997 gegründet und ist zu 100 Prozent im Besitz der kasachischen Regierung. Der Aktienkurs stieg vom 02.01.23 bis 02.01.24 um etwa 48% Plus.
Das kasachische Unternehmen hat den Vorteil, dass es mit verhältnismäßig niedrigen Kosten produzieren kann. Das sogenannte “ISR-Verfahren” ist eine Art “Fracking”, das nur in Kasachstan zugelassen ist. Das Unternehmen profitiert also von den eher schwachen Umweltauflagen des Landes, hat aber mit China und Russland zwei wichtige Kunden direkt vor der Haustüre.
Exkurs: Fracking ist ein Verfahren, mit dem sich Erdgas aus undurchlässigem Gestein lösen lässt. Über verschiedene Bohrungen wird dabei eine chemische Flüssigkeit in das Uranvorkommen gepumpt, die das Uran löst. Über weitere Bohrlöcher wird die chemische Flüssigkeit wieder abgepumpt und kann weiterverarbeitet werden.
Vorteil der Methode: Man muss keine Gesteinsmassen abbauen, zerkleinern und sieben. Das spart nicht nur Lohnkosten, sondern auch Energie- und Gerätekosten.
Nachteil der Methode: Die Methode kann nur dort eingesetzt werden kann, wo man eine geologische Abtrennung des Uranvorkommens zu möglichen Grundwasservorkommen hat.
Uran findet nicht nur Verwendung als primärer Energieträger in Kernkraftwerken und Kernwaffen.
In Kernkraftwerken ist dabei die Erzeugung von Wärme und Strom das erwünschte Ziel. Da Uran kein fossiler Brennstoff ist, fällt beim Einsatz so gut wie kein CO2 an. Der Anteil von Uran an den Kosten der Stromerzeugung aus Kernenergie ist dabei verhältnismäßig niedrig, er liegt im internationalen Durchschnitt nur bei 10 bis 15 Prozent. 048Rohstoff-Uran.pdf (kernd.de)
Aber Uran ist darüber hinaus auch aus vielen Schlüsseltechnologien nicht mehr wegzudenken, etwa aus der Medizin, der Industrie oder der Forschung. In der Medizin wird Uran für die Diagnose und Heilung von Tumoren benötigt. Mit Hilfe von Gammastrahlung werden heute sogar neue Pflanzenarten gezüchtet. Bangladesch etwa konnte in den letzten Jahrzehnten seine Reisproduktion um das dreifache erhöhen. Uran wird aber auch zur Bekämpfung von Bakterien und Schimmelpilzen eingesetzt. Die energiereiche Teilchenstrahlung beseitigt gesundheitsschädliche Mikroorganismen, ohne das dabei Radioaktivität entsteht. Die Bestrahlung erhöht zudem die Haltbarkeit, etwa von Gewürzen. Im Gegensatz zur Behandlung unter Wasserdampf, bleiben bei der Sterilisierung durch Bestrahlung Vitamine und Aromen erhalten.
In der Materialforschung werden die Neutronen eingesetzt, um Turbinen, Automotoren oder Flugzeugwände zu untersuchen. Hier geht es etwa um den Einfluss von extremer Belastung, wie Temperatur, Druck oder Spannung. Das übergeordnete Ziel ist es, Beschädigungen zu entdecken und Materialien zu entwickeln, die strapazierfähiger, leichter und kostengünstiger sind.
Uran kann sogar nachhaltig genutzt werden!
Derzeit wird an einem Verfahren gearbeitet, in dem abgereichertes Uran als chemischer Katalysator zur Erzeugung von Wasserstoff aus Wasser mit Strom genutzt wird. Urankatalysatoren können auch die Nutzung von Kohlendioxid und Stickstoff als Rohstoffe verbessern oder die Herstellung von Ammoniak aus Stickstoff. Auch die chemische Umwandlung von Kohlendioxid ist ein sehr aufwändiges und energieraubendes Verfahren. Die Umwandlung mit Uran verringert hierbei den Energiebedarf. Damit trägt das Schwermetall, das ohnehin noch ausreichend vorhanden ist, sogar zur Nachhaltigkeit bei.
Wissenswert: Uran ist nicht aufgrund seiner ohnehin relativ geringen Strahlung für den Menschen gefährlich, sondern aufgrund seiner chemischen Giftigkeit. Wer Uran in einer hohen Dosis über einen längeren Zeitraum einnimmt, kann damit dauerhaft Blut, Knochen und Nieren schädigen.
Uran: Das Image hat sich deutlich verbessert.
In den letzten Jahren hat sich einiges getan in Sachen Uran. Das vormals schlechte Image, vor allem im Hinblick auf die Aspekte der Sicherheit und der schlechten Endlagerungsmöglichkeiten, hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Nicht umsonst hat die EU-Kommission die Atomkraft auch endlich als “nachhaltig” eingestuft.
Laut Bundeswirtschaftsministerium reicht das vorhandene Uran noch für mehr als 240 Jahre und ist damit ausreichend vorhanden.
“Im Juli 2023 wurden in den USA 93 betriebsfähige Kernreaktoren gezählt. Betriebsfähig bedeutet, dass die Kernkraftwerke mit den dazugehörigen Reaktoren an das Elektrizitätsversorgungsnetz angebunden sind. [...] In Europa ist Frankreich das Land mit den meisten betriebsfähigen Reaktoren in Kernkraftwerken. [...] Am 15.04.2023 wurden die letzten Kernkraftwerke in Deutschland abgeschaltet. Währenddessen plant allein China innerhalb der nächsten acht bis zehn Jahre 45 neue Atomreaktoren in Betrieb zu nehmen.”
Betriebsfähigen Atomreaktoren: Anzahl nach Ländern 2023 | Statista
Die Internationale Energieagentur hat prognostiziert, dass die globale Kernkraftkapazität bis 2040 auf 582 GW steigen wird, gegenüber den 415 GW im Jahr 2020. Der “Nuclear Fuel Report: Global Scenarios for Demand and Supply Availability 2021-2040” geht sogar noch weiter: “Die Kernenergieerzeugungskapazität wird voraussichtlich um 2,6% jährlich wachsen und bis 2040 615 GWe erreichen. Mitte 2021 betrug die weltweite Nuklearkapazität rund 394 GWe (von 442 Einheiten) und etwa 60 GWe (57 Einheiten) befanden sich im Bau. Im Referenzszenario wird erwartet, dass die Kernkraftkapazität jährlich um 2,6% wachsen und bis 2030 439 GWe und bis 2040 615 GWe erreichen wird.”
https://www.iea.org/reports/nuclear-power
Eine weitere Prognose der “Internationalen Atomenergiebehörde” ist noch optimistischer. In Bezug auf die zukünftige Nachfrage rechnet man mit einem Anstieg um mehr als 100% bis 2050.
https://www-pub.iaea.org/MTCD/Publications/PDF/Pub1104_scr.pdf“Im Juli 2023 plante China 45 Atomreaktoren, die innerhalb der nächsten 15 Jahre in Betrieb genommen werden sollen. Im weltweiten Vergleich plant das genannte Land somit die meisten Atomreaktoren, gefolgt von Russland und Indien. Im Jahr 2021 gingen zuletzt zehn Atomreaktoren weltweit in den Bau. [...] Die Anzahl der sich in Betrieb befindlichen Atomreaktoren nimmt weltweit zwar deutlich langsamer zu als noch im vorherigen Jahrhundert, jedoch haben im Jahr 2018 noch nie so viele Atomreaktoren Strom erzeugt wie zuvor.”
Geplante Atomreaktoren weltweit nach Ländern 2023 | Statista
Wenn die Nachfrage in den kommenden Monaten bzw. Jahren steigt, das legen viele Analysen und Prognosen nahe, lässt sich die Förderung von Uran nicht einfach wie beim Erdöl kurzfristig erhöhen.
Kernkraft gegen Klimawandel
Strom aus Kernenergie ist praktisch emissionsfrei. Ein nachhaltiges Argument, das immer mehr Befürworter findet und in dieser Zeit auch ein Renditehebel werden kann. Viele Experten diskutieren deshalb gerade über die Ausweitung von Mini-Atomkraftwerken.
Die EU-Kommission hat letztes Jahr (2022) Investitionen in neue Gas- und Atomkraftwerke unter bestimmten Auflagen als “klimafreundlich” und “nachhaltig” eingestuft. Das kündigte die zuständige EU-Kommissarin Mairead McGuinness jüngst in Brüssel an. Taxonomie: EU-Kommission stuft Atomkraft und Gas als nachhaltig ein - DER SPIEGEL